Fenster in eine vergangene Zeit                                 Buchheim im Mittealter und im 19. / 20. Jahrhundert

Vorwort

Lieber Buchheimerinnen und Buchheimer!
Aber nicht nur die, sondern auch die an Buchheimer interessierten, wie Lehrer*innen, Erzieher*innen und andere Berufstätige. Nicht zu vergessen die Schüler*innen und alle anderen die über Buchheim etwas wissen wollen.

Erich Kästner hat in seinem Buch „Als ich ein kleiner Junge war“ geschrieben: „Kein Buch ohne Vorwort“. In unserer 2018 herausgebrachten Broschüre brauchten wir keins. Jedoch jetzt haben wir ein Buch. Die Geschichtswerkstatt Buchheim bedankt sich rechtherzlich für die positiven Rückmeldungen. Dies war ein Ansporn weitere Stücke aus der Buchheimer Geschichte ans Tageslicht zubringen. Wir hoffen, dass wir dies mit der vorliegenden Ausgabe erreicht haben. Weiter schreibt Kästner, dass sein Vater noch „Brod“ und „Thür“, statt „Brot“ und „Tür“ geschrieben hat. Das war damals richtig. Allerdings hatte ich im ersten Schuljahr auch Brod geschrieben, wie man es spricht. Nach dem man mir die Hilfestellung gab, bei Brot die Mehrzahl zu bilden, habe ich den Fehler nicht mehr gemacht. Allerdings geben die alten Schreibweisen bei der Nachforschung auch immer Schwierigkeiten. Andere Schreibarten und Sprachen und jeder hat seine eigene Handschrift. Bei alten Texten, die zitiert werden, haben wir die alte Rechtschreibung oft beibehalten.

Nach dem Spruch: „Eichen sollt du weichen – Buchen sollst du suchen“ hat die Geschichtswerkstatt eine „Suchanfrage“ an die Bezirksvertretung Mülheim gestellt. In der Antwort wurde mitgeteilt, dass nur noch an der Stadtbahnstrecke nach Holweide einzelne Buchen wachsen. Einige Buchheimer können sich noch daran erinnern, als 1964 die Schonung angelegt wurde, wo vorher Kleingärten und Felder bestanden haben.

Ein Dankeschön an Alle, die durch Informationen, die wir in den Berichten verarbeiten konnten, die sich an der Umfrage beteiligt und Spenden oder sonst wie geholfen haben.

Selbstverständlich danken wir auch den finanziellen Unterstützern, die auf der letzten Umschlagseite genannt sind.

Und jetzt viel Vergnügen beim Lesen. – Los jon.

 

Günter Pröhl für die       
Geschichtswerkstatt Buchheim           Anno Domimi 2020

 

 

 

Der Buchheimer Hof vom Ende des 18. bis in das 20. Jahrhundert.

Zum Verband des Bucheimer Hofes gehörte der Buchheimer Hof selber und die Buchheimer Hofmühle, wobei die Buchheimer Hofmühle in einem eigenen Abschnitt behandelt wird.

Der Buchheimer Hofverband war der beherrschende Hofverband im heutigen rechtsrheinischen Köln. Nach verschiedenen Teilungen wurde das Gebiet immer weiter verkleinert.

Durch den Eisgang wurde der Untergang des Buchheimer Hofes als grundherrlicher Großbetrieb eingeleitet.

Zu den verheerenden Überschwemmungen und dem Eisgang zum Jahreswechsel 1783 / 84 schreibt Vincenz von Zuccalmaglio (gen. Montanus) auszugsweise aus „Beschreibung der schrecklichen Ueberschwemmung und Eisfahrt wodurch den 27 und 28ten Februar 1784 ein großer Theil von Mülheim am Rhein verwüstet worden ist.“ Von Johann Friedrich Hutmacher    
(wieder gegeben von Vincenz von Zuccalmaglio, gen. Montanus [1]): 

„Im December vorher war der Rhein durch herbstliche Regengüsse über die Ufer geschwellt, als heftiger Frost eintrat. Am 9. und 10, Januar stellten sich die bei 12 Grad R. dichtdrängenden Eisschollen fest, und man war schon mit dem Bahnen eines Fahrweges über den Strom beschäftigt, als das Eis bei Köln nochmals losbrach und sich vor Mülheim über und unter einander schob, so daß die Decke eine Stärke von 15 Fuß [2] gewann. Zwischen hochgethürmten Eisbergen führte eine mühsam geebnete Fahrstraße 7 Wochen' lang (11. Januar bis 27. Febr.) über den Rhein, der damals noch 14 Fuß über gewöhnlichem Fahrwasser bis in die Freiheitsstraße stand. Der mit Thauwetter abwechselnde heftige Frost verdickte die Eisdecke mit dem überströmenden Wasser immer mehr. Viel Schnee war gefallen. Durch das Uebereinanderschieben des Eises hatte sich aber bei Mülheim das Strombette so verengt, daß oberhalb Köln, wo sich das Treibeis noch fortbewegte, das Wasser über die Dämme stieg. Ueber den Westhover Damm stürzte am 17. Januar eine mächtige Flut durch die Niederung des alten Rheinbettes, Buchheim entlang durch die Senkung des Faulbachs und Strunderbachs auf Mülheim herab und überströmte den südlichen Theil der Stadt bis zur Stockergasse. Doch bald stopfte das anschiebende Eis den Ausfluß, und der Damm wurde um zehn Fuß höher gebaut. Unterdessen mehrte sich der Schnee bis am 22. Februar Thauwetter eintrat und die Flut über die immer noch feststehende Decke des Rheines hinab brauste. Am 26. Februar war die ganze Niederung der Freiheit bis zur ref. Kirche überschwemmt.

Unbeweglich starrte die Eisdecke bei einer Wasserhöhe von 24 Fuß. Da brachen die Mosel und der Oberrhein los, zerstört und zerstörend setzte sich die Eisdecke oberhalb Köln in Bewegung. Der Bayenthurm zitterte bei ihrem Stoße; doch dies Bollwerk, das so manchem Sturm getrotzt, bewährte seine Stärke, und dämmte die vernichtende Flut gegen das rechte Ufer. Vom steigenden Wasser von Stiege zu Stiege verfolgt hatten die geängstigten Mülheimer ihre Habe, ihre Vorräthe die ganze Nacht hindurch in die obern Räume der Häuser geflüchtet. Andern Morgens stand die Flut 17 Fuß hoch über die neulich erhöheten, jetzt durchbrochenen Dämme. Zwar brach die Eisdecke des Hauptstromes auch bei Mülheim, doch sie stellte sich bei der Kirchmauer fester als vorhin, und die höher gethürmten Schollen dämmten das Wasser in die Stadt. Das Strombett entlang und von der Feldseite her stießen die Eismassen gegen die bis ans Dach umfluteten Häuser des südlichen Stadttheiles. Mehre Gassen waren mit Eis so gefüllt, daß die rettende Kahnfahrt gehemmt war. Ueber die Hausdächer kletterten die Bedrängten, um ein stärkeres Gebäude, oder den nicht überschwemmten Theil der Stadt, die obere Freiheits- und Buchheimerstraße und den Wall zu erreichen. Haus auf Haus stürzte; doch kühne Schiffer und eine gütige Vorsehung retteten. Das häufig stockende Eis diente Manchem zur Brücke- Die folgende Nacht hindurch stieg die Gefahr. Ein Sturmwind erhob die Gewalt der Flut und übertobte den Hülfruf und das Krachen der Schollen und Gebäudetrümmer.

Am Morgen des 28. Febr. dürfte das Wasser nur noch 2 Fuß steigen, so war ganz Mülheim überflutet. Der trockene Raum wurde immer enger. Da endlich am Mittage brach unter furchtbarem Krachen die Decke des Stroms, die Eisberge wälzten thalwärts und die Wasser traten zurück. Vom südlichen Ende der Stadt bis zur Stockgasse ragten blos der Thurm der luth. Kirche und fünf andere Gebäude über die Eisschollen, welche die Trümmer bedeckt und die Gassen und Häuser gefüllt hatten. Hundert zwei und sechzig Wohnungen waren gänzlich weggerissen und eben so viele hart beschädigt, 1800 Menschen waren obdachlos, aller Habe beraubt; Gärten und Felder verwüstet. “

 

Beide diesem Eisgang wurden riesigen Quadersteine des alten Buchheimer Hofs zerstört und mitgerissen. Die auf einem Hügel befindliche Mauritiuskirche wurde nicht zerstört.

Es wird vermutet, dass der Buchheimer Hof in einer Bodensenke gelegen hat, die sich neben der Frankfurter Straße von der Arnsberger über die Heidelberger Straße bis zum alten ACLA – Gebäude und weiter über den heutigen Eisenbahndamm erstreckt hatte Der Bereich wurde damals das „untere Buchheimer Dorf“ genannt und ist heute überwiegend durch den Eisenbahndamm verschüttet. Ein kleiner Bereich der Senke ist von der Arnsberger Straße zwischen dem Autohaus Bauer und einer angrenzenden Kraftfahrzeug - Werkstatt zusehen.


Buchheimer, die vor Errichtung des Bahndamms gelebt haben, haben berichtet, dass noch um 1900 ein Weiher dort war, der von der Strunde gespeist wurde. Mitten drin war eine Insel. Auf dieser Insel war ein mit Quadersteinen gebautes Haus. Neben den Kellermauern lagen viele Mauerreste, die auf Grund ihrer Dicke auf ein früheres großes Gebäude vermuten lassen. Der Bereich ist heute überwiegend durch den Eisenbahndamm verschüttet.  [3]

Der neue Buchheimer Hof wird 1785 an einer höheren Stelle an der Frankfurter Straße / Buchheim – Deutzer Weg (heute Heidelberger Straße) wieder errichtet.

In Frankreich wurde nach der Erstürmung der Bastille 1789 die konstitutionelle Monarchie eingeführt. Die europäischen Monarchien sahen ihre eigenen Herrschaftsansprüche bedroht. Nach dem gescheiterten Fluchtversuch von Luis XVI. im Juni 1791 erklärten Preußen und Österreich, dass sie die vollständige Herstellung der Monarchie in Frankreich auch militärisch durchsetzen wollen. Daraufhin erklärte Frankreich 1794 Österreich den Krieg und marschierten in die zu Österreich gehörenden Niederlanden ein. Auf Grund des Freundschafts- und Defensivertrags von 1792 trat Preußen an die Seite Österreichs. Nach anfänglichen Erfolgen der Koalition drangen die Franzosen Richtung Osten und erreichten den Rhein 1794. Im April 1795 wird der Basler Frieden zwischen Frankreich und Preußen geschlossen. Frankreich behält das linke Rheinufer. Anfang September marschieren französischen Truppen im Herzogtum Berg ein und erreichten etwa eine Woche später Mülheim. Unter der Besatzung hatte die Bevölkerung sehr stark zu leiden. Um Holz zu erhalten, kennzeichnet die französische Armee die zu fällenden Bäume mit „RF“ für République Française. Für die Buchheimer bedeutete die Abkürzung Raub – Fabrik. Im Mai 1796 als der Waffenstillstand zwischen Frankreich und Österreich aufgekündigt war, wurde die Zehntscheuer des Halbwinners Schiefer in Buchheim, ebenso wie die Kirche zu Buchheim als Vorratshäuser eingerichtet. [4]

1803 übernimmt der Neffe Herzog Wilhelm von Bayern von Kurfürst Max Joseph die Regentschaft. Auf Grund der Verweltlichung (Säkularisierung) wird der Buchheimer Hof mit seinen 600 Morgen Land [5] und die alte
St. Mauritiuskirche vom Herzogtum Berg übernommen. Die Verwaltung des Großherzogtums Berg in Düsseldorf verpachtete oder verkaufte ihn.

Der Hausherr des Buchheimer Hofes ist der Halbwinner [6] Schiefer, der 1807 eine Hauskapelle einrichten durfte und in der am 23.o5. d. J. die erste Messe gehalten wurde.   
Die Hauskapelle wurde auch als Ersatz für die zerstörte Pfarrkirche St. Mauritius der Bevölkerung zur Verfügung gestellt.          [11]

Das Buchheimer Kreuz zum Andenken an die goldene Hochzeit des Ehepaares Schiefer wurde mit dem Text:

„DEM ERHALTER DES LEBENS  
DEM  GEBER  DES  FRIEDENS     
VON FRIEDERICH SCHIEFER      
UND ANNA GERTRUD THURN

ANLÄSSSLICH  
IHRER 50 JÄHRIGEN EHE   
1806“

 an der Strunde errichtet. [3]

Während der französischen Besatzungszeit wurden nicht nur die Buchen abgeholzt, sondern die Besatzer nehmen 1813 die Viehbestände vom Buchheimer Hof in Beschlag. Das brachliegende Gelände des ehemaligen Buchenforstes wird durch die Besitzer des Buchheimer Hofes zu Getreideanbauflächen hergerichtet. Im Jahr 1845 wurde ein Teil des westlichen Hofgebietes an der heutigen Kalk – Mülheimer Straße vom Hochwasser überschwemmt.

Am Rand des Gebietes vom Buchheimer Hof (etwas westlich der heutigen Kalk – Mülheimer Straße wurde eine Eisenbahn gebaut. Der erste Zug der Bergisch – Märkischen Eisenbahn konnte 1867 auf der Strecke von Deutz über Mülheim am Rhein (Buchheimer Straße / heutiger Clevischer Ring) und Opladen, sowie Solingen nach Gruiten fahren. 

Die Rheinische Eisenbahn – Gesellschaft (RhE) baute eine Strecke von Troisdorf über Kalk (Nord) - Mülheim am Rhein - Opladen nach Speldorf (Mülheim an der Ruhr). Der Personenbahnhof Mülheim am Rhein war im Bereich der Frankfurter und Ackerstraße. Sie wurde 1874 in Betrieb genommen und führte mitten durch das Gelände des Buchheimer Hofes. Der Personenbahnhof Kalk – Nord lag auf dem Gelände des heutigen Güter- und Verschiebebahnhofes. Da die Strecke an den Siedlungskernen vorbeiführt, wurde schon bald nach der Verstaatlichung (Ende des 19. Jhd.) der Eisenbahngesellschaften der Personenverkehr im Buchheimer Bereich eingestellt. Der Bahnhof in Mülheim – Buchheim wurde außer Betreib genommen. Die Strecke wird nur noch für den Güterverkehr genutzt.  

Um den Verkehr störungsfreier und sicherer zu machen wurden die Bahndämme zwischen 1905 und 1909 höher gelegt. Hierzu wurden Bodenmassen aus dem Königsforst herangeschafft. 1910 waren die Arbeiten in der Nähe des Buchheimer Hofes erledigt. Hierbei wurde auch die Insel auf der wahrscheinlich auch der alte Buchheimer Hof gestanden haben soll zugeschüttet. [8]

Der Besitzer des Buchheimer Hofs Viktor Haffens vermachte der neuen
St. Mauritiuskirche testamentarisch 5.000 Mark für die Chorfenster. [9]          
1897 veräußerten die Eheleute Decker den westlichen Teil (Kalker Feld, heute Buchforst) bis zur heutigen Kalk – Mülheimer Straße an die Mülheimer Bau- und Spargenossenschaft. [3] Im folgenden Jahr wurde auch das restliche Land als Bauland zur Verfügung gestellt. Der Hof selbst wurde nicht verkauft.

Neun Jahre später wurde ein Straßenbauvertrag abgeschlossen. Der den Ausbau der Weißenburger Straße (heute Heidelberger Straße) beinhaltete.

Im Jahr 1906 wurde die eingleisige Straßenbahnstrecke (Linie C gelb / weiß) Cöln – Weißenburger Straße (heute Heidelberger Straße) am Buchheimer Hof vorbei nach Holweide eröffnet.

Die Mülheimer Kleinbahn (MKB) betrieb ab 1909 die Strecke aus dem Mülheimer Zentrum über die Frankfurter Straße am Buchheimer Hof vorbei zur südlichen Stadtgrenze am Höhenberg an der Olpener Straße.

Die Straßenbahnlinie 2 wird am 14.10.1935 vom Buchheimer Hof über die Frankfurter Straße zum Bahnhof Mülheim verlängert.

Im Jahr 1944, während des zweiten Weltkriegs, wird der Buchheimer Hof von Bomben getroffen.

Zur Erinnerung an den Buchheimer Hof wurde auf dem Gelände der ACLA neben dem Neubau an der Ecke Frankfurter / Heidelberger Straße eine Stele errichtet.

Der Text auf der Stele lautet:

Zur Erinnerung an den Buchheimer Hof.
Vom 12. bis Anfang des 19. Jahrhunderts.
Pfründe des Domküsters zu Köln.
Unweit von hier gelegen und dort durch
die Naturgewalt des großen Eisgangs am 27. Februar 1784
vollständig zerstört.
An dieser Stelle 1786 wiedererrichtet.
Nach abermaliger Zerstörung im 2. Weltkrieg
wurden die Reste 1951 endgültig abgetragen.
Et in Memoriam
Karl Fees

Auf der Plakette an der linken Seite steht:
„Errichtet mit Spenden der Buchheimer Bürgerschaft und aufgestellt durch den Bürger- und Heimatverein e. V. am 16. November 1985.“   
Unter der Plakette steht der Name der Steinmetzfirma
Sarter

 

Anmerkungen / Quelle / weiterführende Literatur  

-        [1]     Geschichte und Beschreibung der Stadt und des Kreises
          Mülheim a. R. von Vincenz von Zuccalmaglio, Köln 1846

-        [2]     . Ein berg. Fuß beträgt von 281,98 bis 313,85 mm
[3]     Geschichte des jüngsten Vorortes der Stadt Köln / Köln –
          Buchforst, E. Platz 1932, Math. Burgwinkel – Verlag

-        [4]     Geschichte der Stadt Mülheim, A. Äußere Geschichte der Stadt
          Mülheim, IV. Das herzogliche Mülheim 1380 – 1806, h. Einfall der
          Franzosen in Berg. Von 1795, bis zur Herrschaft der Franzosen
          über Berg 1806, Johann Bendel,

-        [5]     Flächenmaß. Der Bergische Morgen entspricht 2.132 m².
          Drei Morgen entsprechen etwa einem Fußballfeld.

-        [6]     Halbwinner ist ein Pächter mit besonderen Bedingungen.

-        [7]     Karl – May – Atlas, Hans – Henning Gerlach, Karl – May – Verlag
          Bamberg, Radebeul, ISBN 978 – 3 – 7802 – 0150 – 8, Seite 66

-        [8]     Geschichte von Kalk und Umgebung, Kalk 1910, Heinrich Bützler 

-        [9]     Herrjottszeijefinger – Festschrift zum 100 – jährigen Kirchweihfest
          St. Mauritiu Köln – Buchheim Herausgeber römisch – katholische
          Pfarrgemeinde St. Mauritius in Köln – Buchheim gemeinsam mit
          dem Bürger- und Heimatverein Buchheim. 

-        [10] Buchheim – Vom Mittelalter bis zur Neuzeit, 1. Ein ziemlich altes
          Dorf, Seite 4 – 6, zusammengestellt von der Geschichtswerkstatt
          Buchheim

-        [11] (römisch-) Katholische Pfarrgemeinde St. Clemens und Mauritius, Lisa Weyand, - Die Friedhofskapelle St. Mauritius, Seite 15

 

 

Buchheimer Mühle

 

Die Strunde floss von Herl kommend entlang der heutigen Arnsberger Straße zur Buchheimer Mühle und weiter in dem Verlauf der heutigen Holsteinstraße Das Mühlen- und Ackergelände grenzte westlich an die Frankfurter Straße. Das Wasserrad war oberhalb des Baches angesiedelt und wurde an der Unterseite vom Bach angetrieben. Es ist zu vermuten, dass die Buchheimer Mühle mit dem nahe gelegenen Buchheimer Hof zum Hofverband des Cölner Domküsters gehörte. Viel Informationen über die Frühzeit der Mühle sind nicht vorhanden. Sie wird die 1775 erwähnte Buchheimerhofmühle sein.

 

 

Abb. Buchheimer Mühle

 

 

Am 18. August 1899 wird die Buchheimer Mühle einschließlich Hofraum und Stall, sowie sonstigen Zubehör von Maria geb. Dorff an das Buchheimer Ehepaar Wilhelm Kuttenkeuler und seine Ehefrau Katharina geb. Statz verkauft.

Die Getreidemühle war bis 1906 in Betrieb. Durch Dampfmaschinen und Elektroantriebe wurden die Mühlen an der Strunde nicht mehr benötigt.

 

Das Ehepaar Kuttenkeuler verkaufte die Buchheimer Mühle am 7. September 1907 an die Stadtgemeinde Mülheim und die lies die Mühle 1910 abbrechen.  

 

 

 

 

 

Evangelische Christen in Buchheim 

 

-        Die Anfänge

 

Der erste bekannte Evangelische ist 1568 von Cöln nach Mülheim geflohen. Aber auch in Mülheim mussten sie noch im Verborgenen treffen bis 1609 die volle Religionsfreiheit gewährt wurde. Die ersten evangelischen Gemeinden konnten entstehen. Es gab eine evangelisch – lutherische und eine evangelisch – reformierte Gemeinde. Im Gegensatz zu den Lutheranern haben sich die Reformierten weiter von der römisch – katholischen Kirche entfernt. Die von den Reformatoren Calvin aus Genf und Zwingli aus Zürich sehen z. B. im Abendmahl eine rein symbolische Handlung. Auch wird in den Gottesdiensten nicht bis wenig, meist nur die Psalmen gesungen. Die Kirchengebäude sind schlichter eingerichtet.  
Der preußische König, ein Reformierter durfte mit seiner Ehefrau Luise, einer Lutheranerin nicht gemeinsam zum Abendmahl gehen. Er versuchte beide evangelischen Richtungen zu vereinen und so entstand 1817 die evangelisch – unierte Kirche. Jetzt konnte er mit ihr gemeinsam das Abendmahl feiern, hatte aber hierdurch leider nicht die Einheit der evangelischen Christen erreicht, sondern eine dritte Richtung gebildet. Die Durchsetzung in ganz Preußen gelang nicht. In der Provinz Rheinland wurde dies überwiegend und nach längerer Zeit erfüllt. In Mülheim einigten sich beide evangelischen Gemeinden 1837. Seit dieser Zeit sind die Mülheimer Gemeinden evangelisch – uniert. [1]  
Die wenigen evangelischen Buchheimer mussten zum Gottesdienstbesuch erst nach Mülheim in die 1786 erbaute Friedenskirche an der Wallstraße 70 -72 gehen. Als 1895 die Lutherkirche an der Regentenstraße 42 fertig war, war der Weg einige Meter kürzer.        
Die Familie Andreae, die in Mülheim am Rhein eine Samt- und Seidenfabrik besaß, stiftete 1893 an der Graf – Adolf – Straße 22, die damals noch zu Buchheim gehörte, ein Kinderheim. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude 1944 durch Bomben zerstört. Auf diesem Trümmergrundstück wurde 1953 das Andreae – Haus eingeweiht. [2] Im Gemeindesaal im Erdgeschoss wurden bis vor einigen Jahren auch Gottesdienste für den Pfarrbezirk Mülheim - Süd abgehalten, die für die Buchheimer (1945 waren es 50 Gemeindemitglieder) besser erreichbar waren. Neben dem Erwachsenengottesdienst gab es auch schon lange Jahre auch einen Kindergottesdienst. Auch wurden hier Kinder- und Jugendgruppen vom CVJM durchgeführt. Da der Gemeindesaal für Festlichkeiten zu klein war, wurden u. a. Konfirmationen in der Luther – Notkirche (nach dem Krieg Zugang von der Adamsstr. aus) durchgeführt. Sie hat den Zusatz „Not“ erhalten, weil sie nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg notdürftig, durch finanzielle Unterstützung aus den USA, 1948 / 49 aufgebaut wurde. Sie ist die einzige, noch vollständig erhaltene Notkirche (von ehemals 47) in Deutschland. [3]

„In Buchheim ist nach dem Zweiten Weltkrieg die Zahl der evangelischen Gemeindemitglieder von 800 auf rund 5.000 angewachsen. Das bedingte die Bildung eines eigenen Pfarrbezirkes.“ [4]

Die evangelischen Schulkinder gingen in die Fichteschule an der Horststraße bis 1955 die ersten evangelischen Schulkinder in das Schulgebäude an der Alten Wipperfürther Straße 49 ein- bzw. umgeschult wurden. Im Gegensatz zu den Kindern an der katholischen Volksschule, wo Jungen und Mädchen getrennt unterrichte wurden, wurden in der evangelischen Volksschule Jungen und Mädchen gemeinsam im vorderen weißen Gebäude unterrichtet. Im hinteren Gebäude wurden nur die Aula und Räume im Kellergeschoß genutzt. U. a. wurde evangelische Religion in einem der Kellerräum von Frau Brand unterrichtet, die auch im Pfarrbezirk verschiedene Jugendkreise leitete.

Die andren Räume wurden von der römisch – katholischen Volksschule genutzt. Die römisch – katholische Volksschule war im Gegensatz zur evangelischen Volksschule in Jungen- und Mädchenklassen untereilt. Die Mädchen hatten den Schulhof und den Eingang zur Guilleaumestraße, während die Jungen und auch die evangelische Volksschule den Eingang zur Alten Wipperfürther Straße nutzten.

Als die Anzahl der Schulkinder weiterwuchs, wurde Klassenräume Mangelware und es wurden zwei mobile Einheiten mit je zwei Klassenräumen aufgebaut, die an der Mauer zur Mauritiuskirche standen. Die Räume wurden von der evangelischen Volksschule genutzt. Diese Räume wurden mit Öl beheizt, was stark roch, wenn nicht gestunken hat.

Die Pfarrbezirke Buchforst und Buchheim wurden 1959 [5] als eigener Pfarrbezirk aus dem Pfarrbezirk Mülheim-Süd ausgegliedert, gehörten aber weiterhin zur Gemeinde Mülheim am Rhein. Die Gottesdienste für Erwachsene und Kinder des Pfarrbezirks Buchheim wurden in der Aula der Volksschule Alte Wipperfürther Straße 49 gehalten. Für ältere Gemeindemitglieder war dies schwierig, da die Aula im Dachgeschoß liegt. Pfarrer wurde Herr Heinz Aubel, der auch schon kurz vorher im Andreae – Haus seinen Dienst versah und dort auch noch seinen Wohnsitz hatte.
Gruppenarbeit konnte weiterhin nur im Andreae – Haus stattfinden. Hierzu zählten der Männerkreis gemeinsam mit Buchforst, zwei Frauenkreise und der Helferkreise für den Kindergottesdienst, sowie je ein Kreis für die weibliche und männliche Jugend.        
Weitere Jugendarbeit wurde vom CVJM (Christlicher Verein Junger Männer) wahrgenommen. Hierzu zählten die Gruppen: Jungmännerkreis und Bibelarbeitskreis (jeweils 17 – 35 Jahre) und die Jungenschaft „Paul Humburg“
(14 – 17 Jahre), sowie die Jungschar „Cherusker“ (10 – 14 Jahre). [6]  
Paul Humburg wurde 1878 in Mülheim am Rhein geboren und war u. a. Präses (Vorsitzender) des CVJM – Westbund und der Bekenntnissynode der Kirchenprovinz Rheinland.  

 

-        Evangelisches Zentrum mit Schule, Kirche und Kindergarten

 

1962 zog die evangelische Volksschule in das neue Gebäude an der Alten Wipperfürther Straße 215 (heute - Wuppertaler Straße 17 - ist die Nelson – Mandela – Schule in diesem Gebäude) um. Mit einem prozessionsähnlichen Umzug zogen wir klassenweise über die Alte Wipperfürther und Herler Straße. Je nach Alter bekamen wir einen Papierkorb, Kartenständer oder sonstigen Gegenstand in die Hände gedrückt. 1967 erhielt dieser Straßenteil den Namen Wuppertaler Straße. Hier gab es dann auch eine Sporthalle. Schul- und Umzugsleiter war Herr Hempel. Auch Frau Ingrid Zimmermann wechselte mit. Viele Buchheimer Kinder werden sich noch an sie erinnern. Später nach der Aufteilung in Grund- und Hauptschule wechselte sie an die Gemeinschaftsgrundschule Ahl Wipp bis sie in Ruhestand ging.